Korsika (15.6.-7.7.2018)

 

Nach einem 10-stündigen Flug und einer Übernachtung in Manchester sind wir am Sonntag Vormittag in Bastia auf der Insel Korsika gelandet. Da haben wir für eine Nacht ein Hotelzimmer reserviert, in welchem wir dann unsere Sachen, die wir nicht auf das Trekking nahmen, zwischenlagern konnten. Am nächsten Morgen um 8.30 Uhr fuhr uns der Bus nach St. Lucie de Porto Vecchio. Dort kauften wir in einem Supermarket unsere Lebensmittel für die Wanderung ein und begaben uns dann zum Ausgangspunkt des Weitwanderwegs GR20, dem Camping in Conca. Gegen Abend wurde der Camping ziemlich voll, für viele wars die letzte Übernachtung, für die die den GR20 von Süd nach Nord laufen, wars der Start.

     

Der GR20 ist ein alpiner Fernwanderweg, der über 180km quer durch die korsische Gebirgswelt führt. Die Schwierigkeit besteht in der teilweise sehr steinigen Wegbeschaffenheit, den vielen Tritten über Kniehhöhe und anstrengenden langen Auf- und Abstiegen. Dazu kann das Wetter (Unwetter, Hitze) normalerweise einfache Etappen zu sehr schweren machen. Auch das Gewicht des Rucksacks machte es einem nicht einfacher. Nichtsdestotrotz trifft man auf dem Wanderweg die verschiedensten Personen an: von jung bis alt, von Gruppen über Alleinwanderer und zu 85% trafen wir auf Franzosen. 

 

1. Etappe: Conca – Refuge Paliri

Länge: 13.25km
Zeit: 7.30h
Gesamtaufstieg 1211m / Gesamtabstieg 377m

Gewicht: Moni 15.5kg / Roger 18.3kg

 

Am Dienstag, 19. Juni gings los. Mit vollgepackten Rucksäcken nahmen wir die erste Etappe bis zum Refuge Paliri in Angriff. Die ersten 3 Stunden liefen sich ziemlich gut, dann wurden die vielen Auf- und Abstiege allmählich zäher und bei Roger machten sich erste Krämpfe bemerkbar. Um 13.45 kamen wir dann beim Refuge Paliri an. Da wir früh dran waren, konnten wir einen schönen Zeltplatz im Schatten ergattern. 

2. Etappe: Refuge Paliri – Refuge d’Asinao

Länge: 15.23km
Zeit: 7.48h
Gesamtaufstieg: 1106m / Gesamtabstieg 623m
Gewicht: Moni 14.3kg / Roger 17.3kg

     

Es standen wiederum 15km auf dem Programm. Anfänglich gings zwei-, dreimal steil hinauf und hinunter, dann kamen wir auf dem Pass Col de Bavella vorbei. Dort genehmigten wir uns einen Kaffee und füllten unsere Wasserflaschen auf. Der nächste lange Teil führte mehrheitlich flach weiter durch Wälder und über Hügel mit wunderbaren Aussichten. Der letzte steile Aufstieg zum Refuge d’Asinao verlangte nochmals einiges ab. Moni’s Knie dankte es uns, dass wir nach den 200 Höhenmetern endlich um 14 Uhr am Ziel ankamen. Das Refuge ist ziemlich uneben gelegen. Wir hatten Glück noch einen guten Platz für unser Zelt gefunden zu haben. Das Wetter wurde immer schlechter und wir rechneten schon mit dem ersten Regen, was aber zum Glück nicht eingetroffen ist. 

3. Etappe: Refuge d’Asinao – Bergerie Bassetta

Länge: 11.67km
Zeit: 5.30h
Gesamtaufstieg 533m / Gesamtabstieg 774m
Gewicht: Moni 14kg / Roger 17kg

     

Gleich hinter dem Refuge führte der Weg 500 Höhenmeter steil hinauf auf 2134m. Mit steigender Höhe wurde die Vegetation karger und der Untergrund felsiger. Es waren hohe Felsstufen und steil abfallende Felsplatten zu überwinden. Immer häufiger kamen die Hände zum Einsatz. Danach gings durch schöne Wiesenlandschaften zur Bergerie Bassetta. Am Abend trafen wir wiederum auf Jean Pierre, der am gleichen Tag gestartet ist wie wir. Als er in der Hütte etwas trinken war, machte sich ein Wildschwein bei seinen Esswaren zu schaffen. Kein Wunder, der ältere Herr hatte sich ein frisch gebackenes Baquette gekauft und dieses ins Zelt verstaut, aber das Zelt offen gelassen. Wir versuchten das Schwein zu verscheuchen und Moni rannte in die Hütte und holte Jean Pierre. Als er zurückkam, hatte er eine riesen Sauerei, das Schwein hat ihm das ganze Essen aus dem Zelt gerissen und sich geschnappt was es konnte. 

4. Etappe: Bergerie Bassetta – Refuge d’Usciolu

Länge: 9.16km
Zeit: 4.24h
Gesamtaufstieg: 692m / Gesamtabstieg 274m
Gewicht: Moni 13.8kg / Roger 17.3kg

     

Morgens gabs zuerst einen Kaffee in der Bergerie bevor wir starteten. Da die heutige Etappe «nur» 9.16km war und wir dafür nicht so lange benötigten, gingen wir - nach Bepflastern unserer Blasen - um 8.45 Uhr los. Der Weg führte zuerst in ein schmales Tal hinunter, bevors dann stetig bergauf ging. Schon bald konnten wir über uns die Felsformationen des Denkmalgrates erkennen. Als wir den ersten Grat erreichten, blies uns ein ziemlich ungemütlicher Wind fast um. Bis zur Hütte waren es jetzt noch ca. zwei Stunden Gratwanderung vom Feinsten. Das Refuge liegt wunderschön eingebettet im Hang mit atemberaubender Aussicht. In der Nacht wurde unser Zelt das erste Mal so richtig auf die Probe gestellt, denn es zog ein heftiger Wind auf. Aber durch unser Gewicht flog es zum Glück nicht gleich weg. 

5. Etappe: Refuge d’Usciolu – Col de Verde

Länge: 15.68km
Zeit: 8.27h
Gesamtaufstieg: 941m / Gesamtabstieg 1385m
Gewicht: Moni 14.5kg / Roger 16.5kg

 

Am Morgen wars dann leider vorbei mit der tollen Aussicht. Als wir um 5.30 Uhr aus dem Zelt krochen, standen wir im dicksten Nebel, wir konnten kaum zwei Meter weit sehen. Wenn das nur nicht noch schlimmer wird, denn auch heute hatten wir wieder eine lange Gratwanderung vor uns und dies ist bei Regen nicht empfehlenswert. Los gings gleich wieder mit einem steilen Aufstieg. Wir hofften immer, dass wir die Nebeldecke erreichen würden, aber dem war leider nicht so. Wir krachselten hinauf bis zu einem Gipfel und mussten danach auf der anderen Seite auch alles wieder steil hinunter. Unsere Motivation war an diesem Tag nicht wirklich gross, aber irgendwann läuft man einfach. Das schwere Gepäck am Rücken macht es einem auch nicht wirklich einfacher. Der härteste Teil der Strecke war ganz klar wieder die lange Gratwanderung. Immer wenn wir dachten, das war der letzte Anstieg und danach geht’s runter, kam auf dem Grat immer wieder der nächste zu erklimmende Gipfel ins Blickfeld. Der Nebel löste sich den ganzen Tag nicht auf und wir mussten uns zwischendurch gegenseitig motivieren. Nach sieben Stunden kam dann endlich das Refuge Prati in Sicht, aber damit leider auch der erste Regen. Wir haben uns entschieden, noch die 500 Höhenmeter bis zum Col de Verde zu marschieren. Als wir dann in der gemütlichen Stube am Kamin hockten, fings dann richtig an zu regnen. Wir warteten mit Zeltaufbau zu, denn so wären wir und das Zelt klitschnass geworden. Die Rucksäcke hatten wir draussen platziert und leider nicht gemerkt, dass durch den vielen Regen plötzlich ein Bach genau bei unseren Rucksäcken entlangging. So hatten wir dann auch noch alle unsere Kleider nass. Das war der erste Moment, wo wir ans Aufhören gedacht haben. Wir genossen dann ein leckeres Abendessen in der Hütte und als wir um 21 Uhr nach draussen gingen, hats tatsächlich aufgehört zu regnen. 

6. Etappe: Col de Verde - Vizzavona

Länge: 26.46km
Zeit: 8.41h
Gesamtaufstieg: 980m / Gesamtabstieg 1261m
Gewicht: Moni 14.5kg / Roger 18.3kg

     

Der Wecker ging wiederum um 5.30 Uhr los und wir waren froh, dass es während der Nacht nicht geregnet hat. Jedoch war unser Zelt innen (durch Kondenzwasser) und aussen (Restregen von den Bäumen) nass. Wir haben uns dann entschieden, heute zwei Etappen aufs Mal zu laufen und in der Hälfte des GR20, in Vizzavona, auszusteigen. Also Gepäck geschnürt und los gings. Nach viereinhalb Stunden kamen wir gegen Mittag im Refuge Capanelle an. Nach einer kurzen Mittagspause nahmen wir die nächste Etappe in Angriff. Als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, standen uns «nur noch» 700 Höhenmeter Abstieg bevor. Von da an wechselte auch das Wetter. Zuerst gings hinab durch dicken Nebel und dann zog wie aus dem Nichts ein riesen Gewitter mit Blitzen, Donner, Hagel und Starkregen auf. Aus den Wanderwegen wurden Sturzbäche und unsere Bergschuhe waren gefüllt mit Wasser und wir und der Rucksack durchnässt. Dadurch fingen auch die Schmerzen am Rücken wieder an, denn durch den Regen wurden unsere Gepäckstücke immer schwerer. Aber wir konnten nichts an der Situation ändern, und so liefen wir, durchnässt, verschwitzt, so schnell wir konnten talwärts und erreichten um 15.45 Uhr Vizzavona. Zum Glück fuhr um 16.30 Uhr gleich ein Zug nach Bastia, der uns direkt ins Hotel an die Wärme beförderte. 

Die nächsten 12 Tage genossen wir die traumhafte Küstenlandschaft und das feine korsische Essen und Trinken. Mit dem Mietwagen gings zuerst nach Calvi und von dort die Westküste hinunter bis nach Bonifacio.

     

Am 7. Juli geht unsere Reise zu Ende und wir sagen wieder Grüezi Schwiiz 😊